Niederschwellig, mehrsprachig, kostenlos – das Konzept des Gesundheitskiosks will den Zugang zur Gesundheitsversorgung für Menschen in prekären Situationen und benachteiligten Stadtteilen erleichtern. Obwohl evaluiert und für gut befunden, hapert es bei der Finanzierung. Dabei hätte das Konzept das Potenzial, nicht nur die Gesundheit sozial und finanziell schwächer gestellter Bürger:innen zu verbessern, sondern diese auch zu mehr Teilhabe an der Gesellschaft zu befähigen.
Darüber und inwiefern die Kioske mit ihren Beratungs- und Unterstützungsangeboten zu Patient Empowerment beitragen, haben wir mit Alexander Fischer gesprochen. Er ist Geschäftsführer der Gesundheit für Billstedt/Horn und hat inzwischen fünf Gesundheitskioske in Hamburg aufgebaut.
Das Interview im Überblick
01:26 – Alexander Fischer über Kioske in seiner Kölner Zeit
02:26 – Über die Entstehung der Gesundheitskioske in Hamburg und Alexander Fischers Rolle dabei
04:21 – Über die Frage, was einen Gesundheitskiosk ausmacht – es ist nicht nur die Lage, die einfach erreichbar sein muss, es geht auch darum, dort ohne Termin willkommen zu sein und „dass man jeden Menschen wohlwollend begrüßt.“
05:31 – Über die Frage, wer den Gesundheitskiosk mit welchen Anliegen nutzt
06:49 – Über das spezielle Beispiel zweier Schulkinder und die Tatsache, dass Menschen mit einem geringeren Bildungsstand es auch schwerer haben, „Manager“ der eigenen Gesundheit zu sein
08:38 – Über die Frage, wie viele Menschen von den Hamburger Gesundheitskiosken profitieren und über den – immer knappen, aber so nötigen – Faktor Zeit und Personal bei der Unterstützung von Patient.innen
10:45 – Über die Kompetenzen von Advanced Practice Nurses
12:36 – Viele Menschen, besonders diejenigen mit sprachlichen oder intellektuellen Hürden, sind benachteiligt. Über zwei persönliche Beispiele
14:14 – Über die Frage, wie der Gesundheitskiosk dazu beiträgt, die Menschen zu befähigen, selbst auf ihre Gesundheit zu achten, ein Plädoyer für „Hilfe zur Selbsthilfe“ und dafür, dass strukturelle Veränderungen und mehr Ressourcen notwendig sind, um langfristig Patient-Empowerment zu ermöglichen.
17:37 – Über die Kosten, die Herausforderungen des demographischen Wandels und der Notwendigkeit nachhaltig präventiver Ansätze
18:45 – Über die Frage, wie die Integration von Innovationen ins Gesundheitssystem gelingen könnte
21:38 – Über die Öffnungszeiten des Gesundheitskiosk, was das mit der schwierigen Finanzierung zu tun hat und was Gesundheitskiosk und Notaufnahme gemeinsam haben.
23:06 – Über die Präventionskurse der Krankenkassen als Instrument des Patient Empowerment sowie die kleinen Stellschrauben, die Großes bewirken können – wie bei der Seniorenherzsportgruppe
26:40 – Über das Konzept der Bezugspflege, die Bedeutung eines konstanten Personalstamms
29:51 – Über die Herausforderungen, Personal zu gewinnen und zu halten und die Frage, warum es eigentlich so wenig Farsi sprechende Pflegekräfte gibt
33:05 – Über die Finanzierung eines Gesundheitskiosks und die Herausforderungen, die der Versichertenbezug der Krankenkassen für einen populationsorientierten Versorger mit sich bringt
39:15 – Über die Kooperation mit einer Klinik für die poststationäre Versorgung von 116 Patient:innen mit Herzinsuffizienz, die Vermeidung von sogenannten „care gaps“ und die Vorzüge von Arzt-Pflege-Tandems
41:25 – Alexander Fischers Vision für 2045
„Ich finde es eine schöne Vision, wenn wir versuchen, die vielen Ressourcen, die dieses Land hat, dort einzusetzen, wo sie am meisten benötigt werden.“